Lagebericht 2023

1. Darstellung des Geschäftsmodells

1.1. Grundlagen der Bank

Die Bürgschaftsbank Thüringen GmbH (BBT) ist eine Fördereinrichtung der Thüringer Wirtschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat, vielversprechenden unternehmerischen Ideen des Thüringer Mittelstandes das notwendige Start- bzw. Erweiterungskapital zu verschaf­fen. Dazu übernimmt sie Bürgschaften gegenüber Banken, Sparkassen und Leasingge­sellschaften sowie Garantien gegenüber privaten Kapitalbeteiligungsgesellschaften für den gewerblichen Mittelstand, Freiberufler und für Agrarunternehmen. Dabei orientiert sich die BBT als Förderinstitut sowohl an finanziellen Leistungsindikatoren, wie dem Neu­geschäftsvolumen, das sich aus den genehmigten Bürgschaften und Garantien ergibt und dem Betriebsergebnis vor Bewertung, als auch an nichtfinanziellen Leistungsindikatoren, wie den mit den Bürgschaften und Garantien geschaffenen bzw. gesicherten Arbeitsplät­zen, die im Genehmigungsverfahren entsprechend avisiert wurden.

1.2. Wirtschaftsbericht  – Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen

Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) war im Jahr 2023 nach ersten Berechnun­gen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) um 0,3 % niedriger als im Vorjahr (Quelle: Statistisches Bundesamt; Pressemitteilung vom 15. Januar 2024).

Die deutsche Wirtschaft war im Jahresverlauf 2023 damit von einer leichten Rezession bei gleichzeitig hohen, wenn auch rückläufigen Inflationsraten geprägt. Ursächlich für diese Entwicklung waren vor allem die Nachwirkungen der massiven Kaufkraftverluste im Zuge der Energiepreiskrise, die den privaten Konsum geschwächt haben. Hinzu kommen die deutlich geringere Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft sowie die dämpfenden Ef­fekte der geopolitischen Spannungen und Krisen (Quelle: Bundesministerium für Wirt­schaft und Klimaschutz; Pressemitteilung vom 13. Dezember 2023).

Dabei verlief die Entwicklung in den einzelnen Wirtschaftsbereichen sehr unterschiedlich: Die Wirtschaftsleistung im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) ging insgesamt deutlich um 2,0 % zurück. Entscheidend dafür war eine sehr viel niedrigere Produktion im Bereich Energieversorgung. Das Verarbeitende Gewerbe, das fast 85 % des Produzie­renden Gewerbes (ohne Bau) ausmacht, war im Jahr 2023 preisbereinigt ebenfalls im Minus (-0,4 %). Im Baugewerbe machten sich neben den weiterhin hohen Baukosten und dem Fachkräftemangel insbesondere die zunehmend schlechteren Finanzierungsbedin­gungen bemerkbar. Hiervon war vor allem der Hochbau betroffen. Dagegen konnte die Produktion im Tiefbau und im Ausbaugewerbe gesteigert werden. Insgesamt erreichte das Baugewerbe 2023 preisbereinigt ein kleines Plus von 0,2 %.

Die meisten Dienstleistungsbereiche konnten ihre wirtschaftlichen Aktivitäten im Vorjah­resvergleich ausweiten und stützten die Wirtschaft im Jahr 2023. Den größten preisberei­nigten Zuwachs verzeichnete der Bereich Information und Kommunikation mit +2,6 %. Der Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit {+1,0 %) und die Unterneh­mensdienstleister ( +0,3 %) konnten ebenfalls leicht zulegen. Dagegen ging die preis­bereinigte Bruttowertschöpfung im zusammengefassten Wirtschaftsbereich Handel, Ver­kehr und Gastgewerbe (-1,0 %) zurück. (Quelle: Statistisches Bundesamt; Pressemittei­lung vom 15. Januar 2024).

Die Verbraucherpreise in Deutschland haben sich im Jahresdurchschnitt 2023 um 5,9 % gegenüber 2022 erhöht. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, fiel die Inflationsrate für 2023 damit geringer aus als im Jahr zuvor. Sie hatte im Jahr 2022 noch bei 6,9 % gelegen. Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich 2023 gegenüber 2022 besonders stark um 12,4 %. Bereits 2022 hatte die Preiserhöhung bei Nahrungsmitteln mit +13,4 % deutlich über der Gesamtteuerung gelegen. Im Jahresdurchschnitt 2023 waren fast alle Nahrungsmittelgruppen von Preiserhöhungen betroffen.

Die staatlichen Haushalte beendeten das Jahr 2023 nach vorläufigen Berechnungen mit einem Finanzierungsdefizit von 82,7 Milliarden Euro. Das waren etwa 14 Milliarden Euro weniger als im Jahr 2022 (96,9 Milliarden Euro).

Die Wirtschaftsleistung wurde im Jahr 2023 von durchschnittlich 45,9 Millionen Erwerb­stätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht. Das waren 0,7 % oder 333.000 Personen mehr als im Jahr zuvor und so viele wie noch nie in Deutschland.

Im Freistaat Thüringen ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in 2023 um 0,6 Prozent gefallen. Damit liegt Thüringen wieder unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Die Zahl der Erwerbstätigen ist gegenüber dem Vorjahr um 0,1 % gesunken, 2023 hatten im Durchschnitt 1.023.900 Personen einen Arbeitsplatz in Thüringen (Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik vom 24. Januar 2024).

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat 2023 in mehreren Schritten den Leitzins deutlich erhöht – zuletzt am 20.09.23 auf 4,5 %. Am 25. Januar 2024 hat die EZB beschlossen, den Leitzins unverändert zu belassen. Damit gilt weiterhin der im September 2023 für den Euroraum festgelegte Zinssatz, der derzeit so hoch liegt wie zuletzt zu Beginn der 2000er Jahre.

Die Wettbewerbssituation für die Bürgschaftsbank ist im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Im Mittelstandskreditgeschäft besteht ein unverändert spürbarer Wettbewerb zwischen den Kreditinstituten, welcher erfahrungsgemäß auch oft über die Besicherung geführt wird. Insbesondere bei kleineren Kreditbeträgen wird im gewerblichen Kreditgeschäft zunehmend auf Sicherheiten verzichtet. Die Wettbewerbsprodukte der Thüringer Aufbaubank und der Kreditanstalt für Wiederaufbau grenzen sich grundsätzlich größtenteils durch unterschiedliche Größenklassen und Finanzierungssegmente ab.

1.3. Geschäftsverlauf der Bürgschaftsbank Thüringen

Ausgehend von einem geplanten Jahresergebnis in Höhe von T€ 108 und einem erwarteten Neugeschäftsvolumen von € 30 Mio. hat sich folgender Geschäfts-verlauf für das Jahr 2023 ergeben:

Eingebettet in die zuvor aufgeführten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der An­hebung des Bürgschaftshöchstbetrages auf € 2,0 Mio. durch die neuen Rückbürgschafts­erklärungen konnte die Bank den Planwert im Neugeschäft deutlich übertreffen. Insge­samt betrug das genehmigte Volumen an Bürgschaften und Garantien € 45,8 Mio. (Vor­jahr€ 41,7 Mio.). Insbesondere im Bereich Nachfolgefinanzierungen war eine unverändert starke Nach­frage der Unternehmer respektive der Hausbanken zu konstatieren.

Im Berichtsjahr wurden insgesamt 119 Bürgschaften bzw. Garantien übernommen, womit ein Investitionsvolumen von ca. € 82 Mio. ausgelöst und damit rund 280 neue Arbeitsplätze geschaffen bzw. ca. 1.880 Arbeitsplätze gesichert wurden.

Der Bestand an Bürgschaften und Garantien beläuft sich zum Jahresende 2023 auf € 256,2 Mio. und liegt damit etwa auf Vorjahresniveau (€ 257 Mio.). Insgesamt werden per Jahresultimo Bankkredite und Beteiligungen für 1.133 Unternehmen in Thüringen abgesichert.

Im Rahmen eines Geschäftsbesorgungsvertrages waren Mitarbeiter der Abteilung Beteiligungsgeschäft, der Abteilung Betriebsmanagement, des Geschäfts­führungssekretariates und der Abteilung Rechnungswesen/Controlling für die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Thüringen mbH tätig.

2. Ertrags- / Vermögens- und Finanzlage

2.1. Ertragslage

Das Betriebsergebnis vor Bewertung und vor Steuern in Höhe von T€ 1.718 hat sich gegenüber dem Vorjahr (TE 1.425) um 20,6 % erhöht, was hauptsächlich auf höhere Zinserträge (T€ +106), höhere Erträge aus der Geschäftsbesorgung der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft (TE +38) und auf den Zinseffekt aus der Abzinsung der Einzelrückstellungen (TE 191) zurückzuführen ist. Die Verwaltungsaufwendungen liegen deutlich unter der Planung (TE 4.117) und bewegen sich zum Stichtag mit TE 3.765 leicht über dem Vorjahresniveau (TE 3.618). Die Planzahl für das Betriebsergebnis vor Bewertung (TE 1.108) konnte trotz der nicht erfolgten Ausschüttung aus dem Spezialfonds (Plan T€ 300) deutlich übertroffen werden.

Der Zinsüberschuss beträgt T€ 334 (Vorjahr T€ 228). Auf eine ursprünglich angedachte Teilausschüttung aus dem bankeigenen Spezialfonds wurde wie im Vorjahr verzichtet. Die Erträge aus Bearbeitungsgebühren sowie Bürgschafts- und Garantieprovisionen beliefen sich im Jahr 2023 auf T€ 3.802 (Vorjahr T€ 3.759).
Aus der Geschäftsbesorgung der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Thüringen mbH (MBGT) durch die Bank wurde im Geschäftsjahr ein Ertrag in Höhe von T€ 1.188 (Vorjahr T€ 1.150) erzielt.

Der Personalaufwand in Höhe von T€ 2.557 (Vorjahr T€ 2.499) hat sich aufgrund von Tarifanpassungen erhöht. Im Geschäftsjahr 2023 waren neben der Geschäftsführung durchschnittlich 28 Mitarbeiter (Vorjahr 28, davon 7 Teilzeitkräfte und eine geringfügig Beschäftigte) angestellt.

Die Sachaufwendungen in Höhe von T€ 1.208 liegen über dem Niveau des Vorjahres {T€ 1.119), jedoch unter der Planzahl {T€ 1.510). Ursächlich hierfür sind deutlich geringere IT-Kosten als geplant.

Das Bewertungsergebnis aus dem Kreditgeschäft hat sich im Berichtsjahr mit T€ -1.200 erheblich verschlechtert (Vorjahr T€ 326). Die Pauschalwertberichtigung ermittelt sich unter Beachtung des IDW RS BFA 7 und beträgt T€ 1.080. Die erzielten Regresserlöse von T€ 164 liegen knapp unter dem Vorjahreswert {T€ 181).
Mit Einzel- und Pauschalwertrückstellungen von insgesamt T€ 12.881 (Vorjahr T€ 12.358) ist für die Risiken aus dem Kreditgeschäft ausreichend Risikovorsorge getroffen worden.

Für Wertpapiere des Anlagebestands erfolgen in Anwendung des gemilderten Niederstwertprinzips keine Abschreibungen. Alle Papiere werden grundsätzlich bis zur Endfälligkeit gehalten.

Für das Geschäftsjahr wird ein positives Jahresergebnis von T€ 1.014 (Vorjahr T€ 172) ausgewiesen, welches unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der ursprünglichen Planzahl von T€ 108 als sehr zufriedenstellend eingeschätzt wird.

2.2. Vermögens- und Finanzlage

Die Vermögenslage der Bank ist durch die Bilanzsumme zuzüglich Eventualverbindlichkeiten und anderen Verpflichtungen in Höhe von € 298,0 Mio. (Vorjahr € 297,8 Mio.) gekennzeichnet. Die außerbilanziellen Verpflichtungen sind gegenüber dem Vorjahr um€ 1,3 Mio. gesunken.
Die Bilanzsumme setzt sich auf der Aktivseite hauptsächlich aus den Forderungen an Kreditinstitute (€ 11,7 Mio.; Vorjahr€ 13,1 Mio.), aus dem Spezialfonds (€ 24,2 Mio.; Vorjahr€ 24,2 Mio.) und aus festverzinslichen Wertpapieren (€ 18,5 Mio.; Vorjahr€ 15,5 Mio.) zusammen.
Die Forderungen an Kreditinstitute betreffen neben täglich fälligen Forderungen von € 1,8 Mio. (Vorjahr € 2,5 Mio.) vor allem Termingeldanlagen bei vier Kreditinstituten in Höhe von€ 9,8 Mio., davon€ 6,8 Mio. bei zwei Gesellschafterbanken (Vorjahr€ 6,5 Mio.) mit Restlaufzeiten bis zu sieben Jahren.

Dem stehen auf der Passivseite hauptsächlich Verbindlichkeiten aus Rückstellungen mit € 14,3 Mio. (Vorjahr€ 13,7 Mio.) und Eigenmittel von€ 40,2 Mio. (Vorjahr€ 39,2 Mio.) gegenüber.

Bei den Rückstellungen handelt es sich zum überwiegenden Teil um Vorsorgen für Inanspruchnahmen aus dem Bürgschafts- und Garantiegeschäft.

Die Eigenmittel der Bank werden sich nach Feststellung des Jahresabschlusses 2023 infolge Gewinnthesaurierung auf € 40,2 Mio. (Vorjahr € 39,2 Mio.) erhöhen und sind damit für die Risikotragfähigkeit der Bank sowie die Entwicklungsmöglichkeiten für die kommenden Jahre ausreichend bemessen.

Die Gesamtkapitalquote nach Artikel 92 CRR lag zum Stichtag bei 59,9 % und im Berichtsjahr jederzeit deutlich über der aufsichtsrechtlich geforderten Quote von 14 % (inklusive SREP-Zuschlag und Kapitalerhaltungspuffer gemäß § 10 c KWG).

Die Eventualverbindlichkeiten vor Absetzung von Einzel- und Pauschalrückstellungen (€ 256,2 Mio.; Vorjahr € 257,0 Mio.) bestehen für übernommene Bürgschaften und Garantien.

Die Finanzlage der Bank war in 2023 durch eine stets ausreichende Liquidität gekennzeichnet. Über das Geschäftsjahr hinweg werden ausreichend hohe und kurzfristig verfügbare Bankguthaben unterhalten. Die Vorschriften der Liquiditätsverordnung werden eingehalten. Die Zahlungsbereitschaft war und ist auch zukünftig jederzeit gewährleistet.

Zusammenfassend sieht die Geschäftsführung die Vermögens- und Finanzlage der Gesellschaft unverändert als geordnet an.

3. Risikobericht

3.1. Vermögens- und Finanzlage

Die Bürgschaftsbank Thüringen hat als Wirtschaftsförderinstitut die Aufgabe, für kleine und mittlere Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft und für Angehörige der freien Berufe Hausbankkredite zu verbürgen bzw. Beteiligungen zu garantieren. Das Eingehen von Risiken für diese Finanzierungsvorhaben ist Grundlage des Geschäftsmodells einer Bürgschaftsbank und unabdingbar mit unserer Geschäftstätigkeit verbunden. Daneben bestehen weitere Risiken aus der Anlage liquider Mittel und aus sogenannten operationellen Risiken.

Grundlage für die Geschäftstätigkeit der Bank bildet die Geschäfts- und Risikostrategie. Ausgehend von einer Analyse der externen und internen Einflussfaktoren sowie der bestehenden Strukturen hat die Bank die Chancen und Risiken ihrer Geschäftstätigkeit analysiert. Darauf aufbauend wurden für die wesentlichen Geschäftsaktivitäten strategische Ziele festgelegt und Maßnahmen abgeleitet. Ferner erfolgen im Rahmen der Strategie eine Darstellung der wesentlichen Risiken der Bank sowie Erläuterungen zu den wesentlichen Maßnahmen zur Steuerung und Begrenzung dieser Risiken.
Der Risikomanagementprozess beinhaltet alle Aktivitäten zum systematischen Umgang mit Risiken. Für das Risikomanagement bestehen in der schriftlich fixierten Ordnung der Bank ausführliche Dokumente. Insbesondere im Risikohandbuch der Bank werden Ziele, Methoden, Verfahren, Instrumente, Verantwortlichkeiten etc. des Risikomanagements dargestellt. Die Bank hat Arbeitsabläufe installiert, die es ihr ermöglichen, Risiken frühzeitig zu erkennen, zu bewerten, abzumildern und einer ständigen Kontrolle zu unterwerfen. 

3.2. Risikotragfähigkeit

In 2023 haben wir den „aufsichtsrechtlichen institutsinternen Prozess zur Sicherstellung der Risikotragfähigkeit“ (kurz: ICAAP) umgesetzt. Die Bank setzt dabei die aufsichtlich geforderten Perspektiven – normativ und ökonomisch – unter Berücksichtigung des Proportionalitätsprinzips angemessen um.

Ziel der normativen Perspektive ist die Einhaltung der regulatorischen und aufsichtlichen Kapitalanforderungen. Der Kapitalplanungsprozess ist Bestandteil der mittelfristigen Planung und stellt das Instrument zur Überprüfung der normativen Risikotragfähigkeit und damit der Nachhaltigkeit unseres Geschäftsmodells auf Basis der strategischen Ausrichtung dar.

Ziel in der ökonomischen Perspektive ist die langfristige Fortführung des Instituts auf Basis der eigenen Substanz und Ertragskraft sowie der Schutz der Gläubiger vor ökonomischen Verlusten. Die Risikomessung rückt den Marktwert bzw. wirtschaftlichen Wert des Instituts in den Fokus, sie ist zeitpunktbezogen und bezieht sich auf einen einjährigen Risikobetrachtungshorizont. Das Risikodeckungspotenzial wird quartalsweise aus den Eigenmitteln gemäß CRR sowie den stillen Reserven bzw. Lasten aus Eigenanlagen ermittelt.

Für die im Rahmen der Risikotragfähigkeit betrachteten Risiken werden durch die Geschäftsführung Limite festgelegt. Die Limitierung wird nur für das Standardszenario vorgenommen, da dieses zur Steuerung des laufenden Geschäftsbetriebes dient. Im Rahmen der Stresstests werden hingegen historische und hypothetische Extremszenarien betrachtet und deren Auswirkung auf die Risikotragfähigkeit untersucht. Die Risikotragfähigkeit ist gegeben, wenn die wesentlichen Risiken durch die Risikodeckungsmasse bzw. das Gesamtbank-Risikolimit gedeckt sind. Über die Ergebnisse der Berechnung der Risikotragfähigkeit werden die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat im vierteljährlichen Risikobericht ausführlich informiert.

Zusätzlich werden „Inverse Stresstests“ durchgeführt, bei denen Entwicklungen identifiziert werden, die die gesamte Risikodeckungsmasse aufzehren würden.

3.3. Risikoinventur/Risikoarten

Grundlage für ein erfolgreiches Risikomanagement ist die systematische Erfassung und Analyse aller für die Bank wesentlichen Risiken. Im Rahmen der Durchführung der ganz­heitlichen Risikoinventur werden alle auf die Bank einwirkenden Risiken betrachtet, auf Veränderungen untersucht und eine Risikobewertung vorgenommen. Im Ergebnis der im August 2023 stattgefundenen Risikoinventur hat die Bank für ihre Geschäftstätigkeit un­verändert Adressenausfall- und Marktpreisrisiken sowie operationelle Risiken als wesent­lich eingestuft.

3.3.1 Adressenausfallrisiko

Die Adressausfallrisiken resultieren im Wesentlichen aus der Übernahme von Bürgschaften und Garantien sowie aus den Eigenanlagen.

Zur Begrenzung des Adressenausfallrisikos im Kreditgeschäft besteht bei Bürgschaften eine Obergrenze von € 2,0 Mio. und bei Garantien für Beteiligungen im Regelfall eine Obergrenze von T€ 1.050 pro Kreditnehmereinheit.

Im Bürgschafts- und Garantiegeschäft nutzen wir ein eigenes Ratingsystem (VDB-Rating – System der Bürgschaftsbanken). Neue Engagements und Engagementausweitungen sind grundsätzlich nur bis Rating-Klasse 7 des durch die Creditreform AG entwickelten 13-stufigen VDB-Ratingsystems möglich. Nur in begründeten Ausnahmefällen ist die Ratingklasse 8 zugelassen. Im Segment der Neugründungen ist in begründeten Fällen die Ratingklasse 9 zugelassen. Die Kreditvergabe erfolgt dabei stets im Rahmen einer Einzelfallentscheidung unter Berücksichtigung der Bonität, Kreditwürdigkeit und Zukunftsaussichten der Kreditnehmer auf Basis der internen Arbeitsanweisungen zur Kreditprüfung.

Die Überwachung der Adressenausfallrisiken erfolgt im Kreditgeschäft vor allem durch eine regelmäßige Überprüfung des Ratings. Dabei werden alle Engagements mit einem Eigenobligo ab T€ 75 jährlich mit Hilfe des VDB-Ratingsystems beurteilt. Engagements unterhalb der Grenze von T€ 75 werden einmal jährlich einem Retailrating unterzogen. Das Retailrating basiert auf Score-Werten der Creditreform Rating AG, welche durch das VDB-Rating zu einem eigenständigen Rating innerhalb des VDB-Ratingsystems verarbeitet werden. Bestandsengagements mit akuten Ausfallrisiken werden in die Abteilung Forderungsmanagement übergeben und dort gesondert überwacht. Adressenausfallrisiken der Bürgschaftsbank im Bürgschafts- und Garantiegeschäft werden durch Einzel- und Pauschalwertrückstellungen in ausreichendem Umfang abgeschirmt.

Unter dem Aspekt der für alle mittelständischen Unternehmen und Angehörige der Freien Berufe jederzeit zugänglichen Förderbank verzichtet die BBT auf eine über die oben beschriebene Limitierung der Adressenausfallrisiken hinausgehende Steuerung nach Branchenschwerpunkten, geografischer Streuung oder Größenklassen. Signifikante Branchenrisiken bestanden aufgrund des breit diversifizierten Kreditgeschäftes der BBT bisher nicht.

Grundlage für die Ermittlung der potenziellen Adressenausfallrisiken für das Bürgschafts­- und Garantiegeschäft sind portfoliobezogene Ausfall-wahrscheinlichkeiten und Zuführungen zu Einzelrückstellungen der Vorjahre sowie die aus den Vorjahresdaten ermittelten Anpassungsfaktoren für die Ausfallwahrscheinlichkeiten des VDB-Ratings. Aus der Multiplikation von modifizierter Ausfallwahrscheinlichkeit je Ratingklasse und dem Eigenobligo ergibt sich der erwartete Verlust.

Zur Minimierung der Adressenausfallrisiken bei den Eigenanlagen sind Festlegungen in der Anlagestrategie der Bank getroffen worden. Geld- und Kapitalmarktgeschäfte dürfen ausschließlich im „Investment-Grade“ Bereich (Moody‘ s bis Baa 3, Standard & Poors bis BBB-) getätigt werden. Anlagen in Tages- und Termingelder bzw. in Wertpapiere dürfen nur im Rahmen der durch die Geschäftsführung festgelegten Emittenten- und Kontrahentenlimite erfolgen. Den erwarteten Verlust aus den Adressenausfallrisiken im Anlagegeschäft ermittelt die Bank im Standardszenario anhand der durch externe Ratings ermittelten Ausfallwahrscheinlichkeiten.

Zur Bestimmung des unerwarteten Verlustes aus den Adressausfallrisiken im Bürgschafts- und Garantiegeschäft sowie aus den Eigenanlagen greift die Bank auf die Methodik des Gordy-Modells zurück. Hierbei handelt es sich um ein Einfaktormodell, dass unter der Annahme einer Normalverteilung des makroökonomischen Faktors einen unerwarteten Verlust berechnet. Um die Portfolioeigenschaften abbilden zu können, erfolgt eine Granularitätsanpassung mittels Herfindahl-Hirschmann-lndex sowie eine Laufzeitanpassung bei der Risikomessung der Eigenanlagen.

Der so ermittelte erwartete und unerwartete Verlust fließt unter Berücksichtigung einer aus historischen Daten ermittelten Erlösquote als Risiko in die Risikoszenarien ein.
Es werden sowohl die Adressen aus dem Bürgschafts- und Garantiegeschäft als auch die Adressen im Anlagegeschäft historischen und hypothetischen Stresstests mit deutlich verschärften Parametern und Ausfallsimulationen unterzogen.

Das Gesamtlimit für alle Adressenausfallrisiken im Standardszenario beträgt zum Bilanzstichtag T€ 6.750 und ist mit T€ 5.356 zu 79,3 % ausgelastet.

3.3.2 Marktpreisrisiken

Marktpreisrisiken bestehen für die Bank grundsätzlich von den von ihr getätigten Anlagen im Eigenbestand und im Spezialfonds. Dabei ist sichergestellt, dass Eigenhandelsgeschäfte nur im Rahmen klar definierter Rahmenbedingungen und Kompetenzregelungen getätigt werden. Für den Fonds besteht eine separate Anlagestrategie einschließlich Limitvorgaben (,,Anlagerichtlinien“), die regelmäßig überprüft und mit dem Fondsmanagement abgestimmt werden. Für die Ermittlung der Risiken der im Spezialfonds vorhandenen Anlagen wird eine Durchschau vorgenommen.

Da die im Bankportfolio befindlichen festverzinslichen Wertpapiere in der Regel bis zur Endfälligkeit gehalten werden, bestehen „echte“ Marktpreisrisiken hauptsächlich in den im Spezialfonds enthaltenen volatilen Aktienbeständen. Potenzielle Verlustrisiken aus Zins-, Spread- und Kursänderungen werden mindestens vierteljährlich analysiert.

Zur Messung des Marktpreisrisikos aus Eigenanlagen ermitteln wir einen Value at Risk mit Hilfe einer historischen Simulation und Szenario abhängigen Barwertveränderungen. Die Risikomessung erfolgt im Standardszenario rollierend mit einer Haltedauer von 250 Tagen (12 Monaten) und einem Konfidenzniveau von 99,9 Prozent. Darüber hinaus werden die Anlagen historischen und hypothetischen Stresstests unterzogen.

Das Limit für die Marktpreisrisiken im Standardszenario beträgt zum Bilanzstichtag T€ 8.000 und ist mit T€ 6. 718 zu 84,0 % ausgelastet.

3.3.3 Operationelle Risiken

Zur Identifizierung operationeller Risiken führt die Bank jährlich ein Self-Assessment durch. Die ermittelten Risiken werden im Rahmen dieser Risikopotenzialanalyse hinsichtlich ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und den bei Risikoeintritt zu erwartenden Schäden analysiert.

Zur Erfassung der operationellen Risiken, das heißt die Gefahr von Verlusten, die infolge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren und Systemen, Menschen oder infolge externer Ereignisse eintreten, nutzt die Bank eine Schadensfalldatenbank, in welcher alle Schadensfälle ab einer Bruttoschadenshöhe von T€ 5 erfasst, analysiert und gegebenenfalls Steuerungsmaßnahmen ergriffen werden. Anzahl und Umfang der bisher registrierten Schadensfälle sind sehr gering.

Im Rahmen der Risikotragfähigkeit wurde für die operationellen Risiken im Standardszenario ein Risikowert von T€ 395 (Vorjahr T€ 475) ermittelt (Limit T€ 500).

Bei der Methodik zur Berücksichtigung der operationellen Risiken handelt es sich um einen vereinfachten und entsprechend der Risikopolitik der BBT sehr konservativ geprägten Ansatz.

3.3.4 Liquiditätsrisiken

Da die eingegangenen Bürgschafts- und Garantiegeschäfte der Bank Eventualverbindlichkeiten sind, die grundsätzlich keine Liquidität oder Refinanzierung benötigen, wird das Liquiditätsrisiko als nicht wesentlich für die BBT eingeschätzt und daher nicht in die Risikotragfähigkeitsberechnung einbezogen. Eine angemessene Berücksichtigung in den Risikocontrolling- und Steuerungsprozessen der Bank ist gewährleistet.

Dem Risiko unerwarteter Liquiditätsabflüsse durch erhöhte Bürgschafts- bzw. Garantie­inanspruchnahmen wird dadurch Rechnung getragen, dass jederzeit eine freie Mindestliquidität in Höhe von € 1 Mio. in Form von Sichtguthaben bzw. Tagesgeldern vorzuhalten ist. Darüber hinaus erstellt die Bank vierteljährlich eine detaillierte Liquiditätsplanung inklusive Stresstest auf monatlicher Basis für einen rollierenden Betrachtungszeitraum über 12 Monate. Im Rahmen der rollierenden Liquiditätsplanung wird im Stressszenario der Abfluss von liquiden Mitteln aufgrund verdoppelter Ausfallzahlungen simuliert.

Der Bestand an liquiden Mitteln betrug zum Bilanzstichtag € 1,8 Mio. Als Liquiditätsreserve wurden zudem der Spezialfonds über€ 24,8 Mio. (Buchwert) und acht Wertpapiere über nom. € 12,3 Mio. definiert.

3.3.5 Sonstige Risiken

Den Mindestanforderungen an das Risikomanagement entsprechend analysieren wir weitere Risikoarten. Die Wesentlichkeit dieser Risiken wird von uns regelmäßig im Rahmen der Risikoinventur überprüft. Nachhaltigkeitsrisiken werden dabei nicht als eigene Risikokategorie verstanden, sondern können Einfluss auf alle zuvor skizzierten Risiken haben. Insbesondere transitorische Risikotreiber wie Technologiefortschritt, veränderte Verbraucherpräferenzen und Klimapolitik können sich bei den Portfoliounternehmen bzw. Emittenten negativ auswirken. Physische Risikotreiber wie extreme Wetterereignisse oder allmähliche Klimaveränderung können ebenfalls eine Rolle spielen. Diese Entwicklungen werden überwacht und fließen in die strategische Ausrichtung der Bank mit ein. Wir stufen aktuell alle sonstigen Risiken als aufsichtsrechtlich unwesentlich ein.

3.4. Zusammenfassung

Die von der Bank verwendeten Verfahren zur Messung und Steuerung der Risiken sind angemessen auf den Geschäftsbetrieb der Bank sowie auf die Art und die Komplexität der Geschäfte der Bank ausgerichtet. Die Risikotragfähigkeit war im abgelaufenen Geschäftsjahr jederzeit gegeben. Die Berechnung der Risikotragfähigkeit ergab zum Bilanzstichtag eine Auslastung des Gesamtbanklimits von T€ 15.500 im Standardszenario mit 80,4 %.

Die Risikotragfähigkeit ist angesichts der laufenden Ertragskraft und der unveränderten Vermögens-/Substanzsituation der Bank weiterhin gegeben.

4. Chancen- und Prognosebericht

Das im Vorjahr im Prognosebericht erwartete Neugeschäft für 2023 (€ 30 Mio.) konnte mit € 45,7 Mio. deutlich übertroffen werden. Durch vorzeitige Rückgaben, Sondertilgungen und Ausfälle erhöhte sich der Bürgschafts- und Garantiebestand (€ 256,2 Mio.) jedoch nicht im gleichen Maße (Plan € 252,3 Mio.). Die prognostizierten Zahlen bei den Provisionserträgen (T€ 3.540) konnten mit T€ 3.802 dagegen deutlich übertroffen werden.

Es besteht weiterhin eine hohe Unsicherheit in Bezug auf die volkswirtschaftliche Entwicklung aufgrund diverser Umfeldbedingungen wie dem Russland-Ukraine-Krieg, hoher Energiepreise, dem Fachkräftemangel und der Lieferkettenprobleme.

Aufgrund von für die mittelständische Wirtschaft nachteiligen wirtschaftspolitischen Entscheidungen sowie fehlenden Reformen wächst die Unsicherheit über die zukünftige Fiskal- und Klimaschutzpolitik und deren Auswirkungen auf unternehmerisches Handeln.

Gemäß Prognose der Bundesregierung vom 21.02.2024 wird für das laufende Jahr aufgrund der verschiedenen internationalen Krisen weiterhin mit einer Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland gerechnet. Dies führt erfahrungsgemäß auch zu einem Rückgang der Kreditnachfrage.

Schon immer wurde dem Aspekt eines nachhaltigen Geschäftsmodells bei der Kreditvergabe große Beachtung in der Bank geschenkt. Bei Bürgschaften und Garantien werden ESG – Kriterien aus den Bereichen Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance) berücksichtigt. Sie dürften neben den betriebswirtschaftlichen Aspekten zukünftig eine größere Rolle spielen und neben zusätzlichem administrativen Aufwand auch neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen.

Dies vorausgeschickt gehen wir für 2024 von einem Neugeschäft von€ 40 Mio. aus. Der Bestand an Bürgschaften und Garantien wird sich voraussichtlich reduzieren (Plan€ 244,4 Mio.).

Das Zinsergebnis wird sich aufgrund der gestiegenen Zinsen weiter erhöhen.

Es wird in 2024 von sinkenden Provisionserträgen aus dem Bürgschafts- und Garantiegeschäft (T€ -102), einem leicht steigenden Geschäftsbesorgungsentgelt der MBGT (T€ +18) sowie von höheren Zinserträgen (T€ +416) ausgegangen. Wie in den Vorjahren wurde für 2024 zunächst eine Teilausschüttung aus dem Spezialfonds eingeplant. Die Personalkosten werden sich voraussichtlich nur leicht (T€ +23) erhöhen. Bei den Sachkosten wird mit einem deutlichen Anstieg (T€ +622) gerechnet. Grund hierfür sind stark steigende IT Kosten aufgrund gemeinsam geplanter Projekte der Bürgschaftsbanken.

Für 2024 wird ein Betriebsergebnis vor Bewertung in Höhe von T€ 1.155 erwartet, welches deutlich unter dem Betriebsergebnis für 2023 liegt (T€ 1.718). Für das Bewertungsergebnis aus dem Kreditgeschäft (Plan T€ -1.250) wird eingeschätzt, dass sich dieses weiterhin über dem durchschnittlichen Niveau der Vor-Krisen-Zeit bewegen wird. Für Wertpapiere der Liquiditätsreserve werden aufgrund von Kurserholungen Zuschreibungen von rd. T€ 200 erwartet. Für das Geschäftsjahr 2024 wird mit einem positiven Ergebnis von rd. T€ 105 (Vorjahr T€ 1.014) gerechnet.

Wesentliche Risiken für die Geschäftsentwicklung der BBT werden derzeit nicht gesehen.

Auch für die Bürgschaftsbank sind die aufsichtlichen Anforderungen an das Eigenkapital von erheblicher Bedeutung. Die Eigenkapitalausstattung der Bank ist für diese sowie die eigenen Anforderungen ausreichend bemessen.

Durch die Rückbürgschafts-/Rückgarantieerklärungen von Bund und Land für den Zeitraum vom 01.01.2023 bis 31.12.2027 sowie die verbesserte De-minimis-Verordnung der EU ab 01.01.02024 sind die Grundlagen für unsere Fördertätigkeit weiterhin gegeben.

Die Bürgschaftsbank Thüringen unterstützt auch in Zukunft kleine und mittlere Unternehmen sowie Angehörige der freien Berufe bei der Finanzierung erfolgversprechender Vorhaben und leistet so ihren Beitrag zur wirtschaftlichen Stärkung Thüringens.

Erfurt, 25. März 2024 

Bürgschaftsbank Thüringen GmbH

Michael Burchardt              Stefan Schneider

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